Ein Schluck Tee

Paula, 21 Jahre alt, gehört zu denjenigen, die nach der Schule raus von zuhause und möglichst weit weg wollen. Nicht, weil sie es dort, zu Hause in Deutschland, überhaupt nicht mehr ausgehalten hätte, doch irgendwas hat sie in die Ferne gezogen. Für ein Jahr ist sie nach Paraguay gegangen, hat dort einen komplett anderen Alltag, andere Kulturen und andere Menschen erlebt. Durch diese neuen Erfahrungen wurde der Prozess ihrer Identitätsbildung auf den Kopf gestellt. Alte Werte und Gewohnheiten wurden in Frage gestellt, andere erst so als sinnvoll erkannt, neue kamen dazu.

Paula trinkt jetzt nicht immer aus getrennten Bechern, weil man es zu Hause halt so macht. Sie trinkt aber auch nicht immer aus dem gleichen, weil man’s in Paraguay halt so macht. Vielleicht trinkt sie heute mal mit ihrer deutschen Familie den paraguayischen Tereré aus dem gleichen Becher, lebt dabei die Werte des Teilens und der Gemeinsamkeit, spült ihn hinterher trotzdem gründlich ab und stellt ihn ins sortierte Regal, der Ordentlichkeit wegen. Vielleicht macht sie’s morgen aber auch wieder anders.

Auf der Suche nach der eigenen Identität – sind wir das nicht alle? Womit identifizieren wir uns? Auf die eine oder andere Art, stehen wir all vor der Herausforderung verschiedene Identitäten – mit Widersprüchen und Gegensätzen – in einem „Ich“ zu vereinen.